Vor die Haustür geschaut: kleine Winterwunder im Vorgarten
Im Spätherbst und Winter verbringen wir nur wenig Zeit im Garten. Abends nach der Arbeit ist es meist schon dunkel, tagsüber zu regnerisch, windig und frostig-kalt. Ganz außer Acht lassen sollten wir unser bepflanztes Grundstück aber auch jetzt nicht! Denn aus der warmen Wohnung können wir die angrenzende Winterlandschaft auf uns wirken lassen. Vor allem der Vorgarten lädt zu einem Blick aufs Detail ein.
Während die Fläche hinter dem Haus in der Regel größer ist und ein eindrucksvolles Gesamtbild bietet, entdeckt man auf dem näher gelegenen, vorderen Grundstück selbst das kleinste Naturwinterwunder. Außerdem nutzt man den Vorgarten jeden Tag mindestens zweimal, auch im Winter!
Fabelhafte Formen und Farben
Während von Frühling bis Herbst in vielen Gärten die Blüten ihren großen Auftritt haben, fallen während der kalten Jahreszeit vor allem die Formen und Strukturen der Pflanzen ins Auge. Gräser – ganz gleich ob wintergrün oder schon in trockenem Blätterkleid – haben nun ihren großen Auftritt: Sanft wiegen sich ihre Halme und fedrigen Blütenstände im Wind, schmeicheln dabei mit einem leisen Rascheln und bieten ganz nebenbei Insekten ein willkommenes Winterquartier.
„Auch bei Laubgehölzen lohnt sich jetzt der Blick aufs Detail“, erklärt Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. „Denn im blattlosen Zustand offenbaren einige Gehölze eindrucksvolle Wuchsformen und interessante Rinden.“
So hat die Zwerg-Korkenzieher-Hasel (Corylus avelana „Twister“) beispielsweise kunstvoll gedrehte Zweige, die zum Himmel weisen. Der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea) schmückt sich mit einer auffällig rotgefärbten Rinde, während der Korkflügelige Spindelstrauch (Euonymus alatus) stark ausgeprägte Korkflügel an seinen Ästen zeigt.
Beeindruckende Blüten und dezenter Duft
Zwar sind sie in der Minderheit, dennoch gibt es auch während des Winters durchaus Pflanzen, die Regen und Frost zum Trotz Blüten bilden. Je nach Sorte zeigt die immergrüne Schneeheide (Erica carnea) bereits im Dezember ihre ersten glockigen Blüten und erfreut damit je nach Wetterlage sogar bis in den April. Die Zaubernuss (Hamamelis) entwickelt im Winter fadenförmige Blüten in warmen Tönen wie Gelb, Orange oder Bordeauxrot. Bei einigen Exemplaren beginnt dieses Farbenspiel bereits Anfang Januar.
Der Duftschneeball (Viburnum farreri) – sogar als Zwergstrauch erhältlich und damit ideal für kleine Vorgärten – punktet dagegen nicht nur mit rosafarbenen Blüten, sondern auch mit seinem dezenten Parfum.
Farbprächtige Früchte statt tristem Einheitsgrau
Zur gleichen Zeit tragen einige Gehölze leuchtende Früchte zur Schau. Das sieht nicht nur schön aus, sondern freut auch die hierzulande überwinternden Vögel, die sich an den Beeren gütlich tun.
„Viele vogelfreundliche Gehölze sind leider zu groß für kleine Flächen und machen sich eher im Garten hinter dem Haus gut“, so Gerald Jungjohann. „Dennoch finden sich auch im Vorgarten Möglichkeiten, ihn für Vögel einladend zu gestalten. So sind die Früchte einiger Heckenpflanzen äußerst nahrhaft für die Tiere, zugleich bietet deren dichtes Geäst wichtige Rückzugsorte.“
Landschaftsgärtner empfehlen beispielsweise den Gewöhnlichen Liguster (Ligustrum vulgare) oder Weißdorn (Crataegus monogyna). Auch viele Immergrüne, die auf dem Grundstück durch das Jahr kontinuierlich für Farbe sorgen, werden von Vögeln als sicheres Versteck angeflogen. Dazu zählt die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium), jüngst zum Baum des Jahres 2021 gewählt, ebenso wie die Eibe (Taxus baccata), deren rote Beeren vielen Tieren schmecken. Auch unter den beliebten Blühsträuchern gibt es Arten, die im Herbst und Winter schmückende und vor allem schmackhafte Früchte ausbilden, wie die einfachblühenden Hunds- und Kartoffel-Rosen (Rosa canina und rugosa).
Lebendige vier Jahreszeiten im Vorgarten
Bei einem Blick aus dem Fenster eröffnet sich dem Vorgartenbesitzer selbst im Winter eine formschöne, farbenprächtige und lebendige Welt. Es raschelt und duftet, leuchtet und zwitschert … jedoch nur, wenn hier auch abwechslungsreich gepflanzt wurde.
„Eine tote Fläche, die komplett mit Kies oder Schotter bedeckt wurde, ist dagegen absolut langweilig. Dort verändert sich durch das Jahr nichts! Es bleibt immer gleich grau und still. Schon allein deshalb, aber auch aus ökologischer und klimatologischer Sicht, ist diese Gestaltung nicht zu empfehlen!“, sagt Gerald Jungjohann vom BGL. „Ganz anders dagegen ein grüner, lebendiger Vorgarten: Dieser überrascht immer wieder neu mit Blättern, Blüten und Früchten und erfreut nicht nur die Hausbewohner und die Nachbarn, sondern auch die Tier- und Insektenwelt von Frühling bis in den Winter.“ Weitere Informationen gibt es auf www.rettet-den-vorgarten.de.
Quelle Text und Fotos: BGL