Sammeln von Kräuterbuschen für Maria Himmelfahrt
Traditionell nach kirchlichem Brauch bildet eine Königskerze, auch Marienkerze genannt, die Mitte eines zu Maria Himmelfahrt (15. August) gebundenen und geweihten Kräuterbuschens. Die Königskerze wird etwa von Hildegard von Bingen als besonderes Kraut mit Hilfskräften gegen viele Leiden und als Vertreiberin der Schwermut genannt.
Um die Königskerze, die wie ein Zepter die aufrechte Mitte bildet, wird im Kräuterbuschen ein Mantel aus verschiedenen Kräutern gebunden. Die Anzahl der verwendeten Kräuter soll die Zahlen Drei oder Sieben oder jeweils ein Mehrfaches davon enthalten. Drei steht dabei für die Dreifaltigkeit und sieben für die Anzahl der Tage, an denen die Erde erschaffen wurde. Das ganze Jahr über dienten die insgesamt gesammelten Kräuter als Hausapotheke, zum Würzen der Speisen oder zur Teezubereitung. Die beste Zeitspanne zum Kräutersammeln liegt um den 15. August herum. Dann lassen sich die Inhaltsstoffe der Pflanzen am besten bewahren.
Das Kräutersammeln, ein Brauch, dem auch Mitglieder des Gartenbauvereins und viele Gäste aus der Umgebung bei wunderbarem Wetter auf dem Infiniongelände gern nachgekommen sind. Unter fachkundiger Führung wurden viele Kräuter gefunden. Etwa Schafgarbe, Labkräuter, Thymian und wilder Majoran, auch Mädesüß, Frauenmantel, Malve, Storchschnabel und Wegerich. Bunte Sträuße kamen zusammen.
Königskerzen waren jedoch zum Leidwesen einiger nicht dabei. Sie sind heutzutage seltener geworden und sollten in der freien Natur stehen gelassen und einfach nur dort bewundert werden. Als Ersatz im Kräuterbuschen kann etwa die Goldrute dienen, die durch ihre Farbe eine schöne Mitte bildet.
Früher war das Kräutersammeln notwendig und gebräuchlich um Krankheiten vorzubeugen oder Leiden kurieren zu können. Heute kann das Betrachten und Suchen der Pflanzen uns wieder daran denken lassen, dass gegen so manches Übel auch ein Kräutlein gewachsen ist. Nur erkennen muss man sie können.
Text: Regina Tramm-Jula, Fotos: Rainer Schäfers