Bericht vom Vortrag „Wespen im Rampenlicht“ am 05.11.2024
Um es gleich vorwegzusagen, die Sicht der meisten Zuhörer auf die Wespen hat sich durch den Vortrag verändert. Forscherin Dr. Julia Schmack hat es verstanden durch ihren lebhaften Vortragsstil und ihre Mitmachaktionen die Zuhörer zu begeistern für die Wespen, die sonst immer nur als lästig empfunden werden. Dabei, das wurde auch klargestellt, zählen auch die Wespen zu den Insekten, für die die Menschen den Aufruf unterschrieben haben: „Rettet die Bienen“.
Es gibt ca. 600 verschiedene Wespenarten. Die meisten von diesen leben solitär, d.h. sie bilden keine Staaten. Nur 11 Arten bilden Staaten und nur 2 davon kommen wirklich in unsere Nähe, die gemeine und die deutsche Wespe. Diese beiden Arten sind Dunkelnister, d.h. sie bauen ihre Nester gern in Dachböden oder Rollladenkästen und das kann wirklich für Unbehagen sorgen. Zu erfahren war aber, dass einmal benutze Nester nicht wieder belegt werden und auch, dass Wespen nur ein kurzes Leben haben. Ende Oktober stirbt das Volk bis auf die Königin ab. Und diese baut im nächsten Frühjahr dann ein neues Nest und zieht die erste Brut heran. Daher ist es manchmal eine gute Idee alte Nester hängen zu lassen, um einen Neubau zu verhindern.
Dr. Schmack hat sehr eindringlich auf die große Bedeutung der Wespen für die Pflanzenbestäubung und die Insektenvertilgung hingewiesen. Ein großes Hornissenvolk verfüttert bis zu 500 gr. Insekten an ihre Brut und das täglich. Wespenvölker vertilgen bis zu 250 g Insekten pro Tag. Kein Wunder, dass auch mal ein Stück Schinken oder ein Stück Eiweiß als Futter von unserem Tisch mitgenommen wird. Proteine sind für die Brut, Pflanzennektar oder ein Stück vom Zwetschgendatschi ist der Treibstoff für die hart arbeitenden Wespen.
Am Tisch sollte man auf fuchtelnde Bewegungen verzichten, die Wespen gehen in den Verteidigungsmodus, auch pusten und schlagen sind keine gute Idee. Mit der Handfläche die Wespen wegschieben hat noch die beste Wirkung. Auch Gerüche wie von Lavendel oder Zitronen sind nicht beliebt.
Mit einem Vorurteil hat Dr. Schmack gründlich aufgeräumt, Keime oder gar Krankheiten übertragen Wespen nicht. Sie sind reinliche Tiere, müssen staatenbildende Insekten sein. Ob sich Wespen untereinander verständigen können, wie Bienen durch ihren Tanz ist noch nicht geklärt. Sie können aber und das ist bewiesen, ihre Mitbewohner im Nest an der Gesichtsmaske erkennen, sodass kein fremder Räuber eindringen kann. Es gibt auch Forscher, die der Meinung sind, Wespen sind in der Lage menschliche Gesichter zu unterscheiden.
Fazit des Abends war, Wespen sind sehr gute und effektive Bestäuber und fliegen sogar bei niedrigen Temperaturen und leichtem Nieselregen. Sie vertilgen sehr viele Insekten wie Läuse und Raupen. Sie bauen sehr kunstvolle Nester aus Papier. Sie bieten die Möglichkeit, wunderbare Naturbeobachtungen zu machen. Ja, und sie können auch stechen. Menschen mit einer Allergie müssen im Sommer vorsichtig sein, für die anderen ist ein Stich aber keineswegs gefährlich.
Dr. Schmack stellte zum Ende des Vortrags die Verwandtschaft zwischen Biene und Wespe folgendermaßen dar:
„Die Biene ist der Mops, die Wespe der Wolf. Beide sind für das Ökosystem äußerst wichtig. Wespen haben es verdient, mehr im Rampenlicht zu stehen!“.
Text: Regina Tramm-Jula
Bilder: Helmut Patalong